Springe direkt zu Inhalt

Betten-Geschichten in der Frühen Neuzeit. Wie das, was oft im Dunklen bleibt, die Geschichte erhellen kann

PD Dr. Gabriele Jancke

Betten-Geschichten – das lässt Geschichten über Sexualität, über private Räume, über Intimität, über Beziehungen, die um ein aktives sexuelles Leben und seine Praktiken herum gebaut sind, erwarten. Eine Schlüssellochperspektive scheint angekündigt, die mit ihrem Blick ins Dunkle dieser Intimität sich auf ein materielles Objekt des ganz privaten Lebens fokussiert. Wird nicht hier der Blick auf Geschichte eher ausgeblendet statt möglich gemacht?

Liest man frühneuzeitliche Texte, so zeigen sich Betten als etwas völlig anderes. Die Betten-Geschichten, die in solchen Quellen erzählt werden, sind Geschichten über ganz andere Lebensbereiche, über andere soziale Räume, über andere soziale Beziehungen, über andere Praktiken und Logiken, als wir sie erwarten würden. Lässt man sich sodann darauf ein, unsere eigenen Vorstellungen von Betten, von Beziehungen, von Gesellschaft als begrenzt auf unsere eigenen Verhältnisse und Vorstellungswelten anzusehen, dann eröffnet sich ein Feld für historische Einsichten. Der Vortrag geht von konkreten Betten-Geschichten in Quellen aus und zeigt, wie sich an diesem scheinbar unbedeutenden materiellen Objekt spannende Erkenntnisse über frühneuzeitliche Gesellschaften überhaupt gewinnen lassen – über ihre Basiselemente, Grundstrukturen und zentralen Handlungslogiken.