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Nero und der Brand Roms 64 n. Chr.

Prof. Dr. Matthäus Heil

Dass Kaiser Nero die Stadt Rom angezündet habe, gilt als Allgemeingut; selbst in der modernen Populärkultur wird oft darauf angespielt. Auf den ersten Blick scheint dies auch alles gut fundiert, denn einige antike Quellen bezeichnen Nero ausdrücklich als den Brandstifter. Dennoch lohnt es sich, der Sache genauer nachzugehen. Denn wie sich zeigt, spricht alles für einen bloßen, schlimmen Unfall.

Die Stadt Rom war brechend voll mit Menschen und mit allem, was ein Schadenfeuer begünstigte; große Brände waren keine Seltenheit. Schon seit Augustus bemühte mansich sehr um den Brandschutz, aber die technischen Mittel der Zeit waren begrenzt. Nero zeigte beim Stadtbrand von 64 n. Chr. allerdings wenig Mitgefühl mit seinem Volk. Seine eigenen Paläste waren zwar ebenfalls abgebrannt, aber deren wahrhaft verschwenderischer Wiederaufbau tat einübriges, um den Zorn der Menge zu provozieren. Es kursierten vielerlei Gerüchte, deren Wahrheitsgehalt schon damals niemand prüfen konnte – unter anderem dieses, dass Nero selbst den Brand gelegt habe. Nero versuchte von sich abzulenken, indem er die Schuld am großen Feuer einer kleinen Sekte in die Schuhe schob: den Christen. Es gelang ihm letztlich nicht. Nach Neros Sturz 68n. Chr. war zudem auch sein Andenken ungeschützt. Die Schriftsteller konnten sich auf jede Weise nachträglich an ihm rächen – auch durch Rufmord. Die Nachwirkungen sind noch heute zu sehen