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Der größte Umbruch? Thukydides, die Kinesis und der Peloponnesische Krieg

Prof. Dr. Christian Wendt

Der Peloponnesische Krieg im 5. vorchristlichen Jahrhundert tritt uns als einer der größten und berühmtesten Umbrüche der Weltgeschichte, immerhin der griechischen Geschichte entgegen. Dies ist er im besonderen, da der über ihn berichtende Autor, Thukydides von Athen, sein Werk derart konzipiert hat, dass der spezifische Umbruchscharakter des Ereignisses verdeutlicht und als „Besitz für immer“ seinem Publikum vor Augen gestellt werden sollte. Dass Thukydides damit eine der einflussreichsten und wirkmächtigsten historischen Analysen aller Zeiten schaffen konnte, hat eben mit dem Faszinosum und dem Verdeutlichungspotential dessen zu tun, das als umwälzend, destabiliserend und zerstörend erkannt wird. Thukydides wählt zur Beschreibung dieser Aspekte die Metapher der kinesis, der Bewegung, die prägend für die von ihm berichteten Abläufe und Entwicklungen verstanden wird.

In dieser Vorlesung wird der thukydideische Ansatz vorgestellt, um anhand dessen die historische Kategorie des Umbruchs am historiographischen Beispiel zu diskutieren. Was den Peloponnesischen Krieg also zu einem epochalen Umbruchsgeschehen qualifiziert, steht dabei im Mittelpunkt.